lana caprina

Thursday, February 02, 2006

Começos... (40)

Im Herbst des Jahres 1787 unternahm Mozart in Begleitung seiner Frau eine Reise nach Prag, um 'Don Juan' daselbst zur Auffuehrung zubringen. Am dritten Reisetag, den vierzehnten September, gegen elf Uhr morgens, fuhr das wohlgelaunte Ehepaar, noch nicht viel ueber dreissig Stunden Wegs von Wien entfernt, in nordwestlicher Richtung jenseits vom Mannhardsberg und der deutschen Thaya bei Schrems, wo man das schoene Maehrische Gebirg bald vollends ueberstiegen hat. 'Das mit drei Postpferden bespannte Fuhrwerk', schreibt die Baronessevon T. an ihre Freundin, 'eine stattliche, gelbrote Kutsche, war Eigentum einer gewissen alten Frau Generalin Volkstett, die sich auf ihren Umgang mit dem Mozartischen Hause und ihre ihm erwiesenen Gefaelligkeiten von jeher scheint etwas zu gut getan zu haben.' - Die ungenaue Beschreibung des fraglichen Gefaehrts wird sich ein Kenner des Geschmacks der Achtziger Jahre noch etwa durch einige Zuegeergaenzen. Der gelbrote Wagen ist hueben und drueben am Schlage mit Blumenbuketts, in ihren natuerlichen Farben gemalt, die Raender mitschmalen Goldleisten verziert, der Anstrich aber noch keineswegs von jenem spiegelglatten Lack der heutigen Wiener Werkstaetten glaenzend, der Kasten auch nicht voellig ausgebaucht, obwohl nach unten zu kokett mit einer kuehnen Schweifung eingezogen; dazu kommt ein hohes Gedeck mit starrenden Ledervorhaengen, die gegenwaertig zurueckgestreift sind. Von dem Kostuem der beiden Passagiere sei ueberdies so viel bemerkt. Mit Schonung fuer die neuen, im Koffer eingepackten Staatsgewaender war der Anzug des Gemahls bescheidentlich von Frau Konstanzen ausgewaehlt; zu der gestickten Weste von etwas verschossenem Blau sein gewohnter brauner Ueberrock mit einer Reihe grosser und dergestalt fassonierter Knoepfe, dass eine Lage roetliches Rauschgold durch ihrsternartiges Gewebe schimmerte, schwarzseidene Beinkleider, Struempfe und auf den Schuhen vergoldete Schnallen. Seit einer halben Stunde hat er wegen der fuer diesen Monat ausserordentlichen Hitze sich des Rocks entledigt und sitzt, vergnueglich plaudernd, barhaupt, in Hemdaermelnda. Madame Mozart traegt ein bequemes Reisehabit, hellgruen und weissgestreift; halb aufgebunden faellt der Ueberfluss ihrer schoenen lichtbraunen Locken auf Schultern und Nacken herunter; sie waren zeit ihres Lebens noch niemals von Puder entstellt, waehrend der starke,in einen Zopf gefasste Haarwuchs ihres Gemahls fuer heute nur nachlaessiger als gewoehnlich damit versehen ist. Man war eine sanft ansteigende Hoehe zwischen fruchtbaren Feldern, welche hie und da die ausgedehnte Waldung unterbrachen, gemachsam hinauf und jetzt am Waldsaum angekommen. "Durch wieviel Waelder", sagte Mozart, "sind wir nicht heute, gestern und ehegestern schon passiert! - Ich dachte nichts dabei, geschweige dass mir eingefallen waere, den Fuss hineinzusetzen. Wir steigen einmal aus da, Herzenskind, und holen von den blauen Glocken, die dort so huebsch im Schatten stehn. Deine Tiere, Schwager, moegen ein bisschen verschnaufen."

EDUARD MÖRIKE, Mozart auf der Reise nach Prag [1856]

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